Die Wikinger

Die Wikinger

Die Geschichte der Wikinger – Krieger, Entdecker, Händler und Legenden

Die Wikinger. Allein der Name ruft Bilder von gehörnten Helmen, brennenden Klöstern und furchtlosen Seefahrern hervor. Doch wer waren diese Nordmänner wirklich? In diesem Artikel tauchen wir tief in die Geschichte der Wikinger ein, räumen mit Mythen auf, entdecken überraschende Fakten und zeigen, wie ihr Erbe bis heute weiterlebt – vom Schlachtfeld bis zur Popkultur.

Ursprung und Blütezeit der Wikinger

Die Wikingerzeit begann etwa im Jahr 793 n. Chr. mit dem Überfall auf das Kloster Lindisfarne in Nordengland und endete gegen 1066 n. Chr. mit der Schlacht von Stamford Bridge. Die Wikinger kamen hauptsächlich aus dem heutigen Norwegen, Schweden und Dänemark – drei Reiche, die damals lose organisiert waren und deren Bevölkerung von Fischerei, Landwirtschaft und Handel lebte.

Doch die Wikinger waren mehr als Plünderer. Sie waren Seefahrer mit dem Blut Odins, Forscher mit dem Mut Thors und Händler mit der List Lokis. Ihre Langschiffe – wahre Meisterwerke nordischer Ingenieurskunst – erlaubten es ihnen, von Island bis Konstantinopel zu reisen, von Grönland bis Bagdad.

Eigenschaften der Wikinger: Mut, Ehre und Gemeinschaft

Die Gesellschaft der Wikinger war stark von ihren Werten geprägt. Mut, Ehre, Treue zur Familie und zum Clan, sowie ein starker Glaube an das Schicksal (Wyrd) bestimmten ihr Leben. Diese Ideale spiegeln sich in den Eddas, den alten nordischen Dichtungen, wider – in denen Götter wie Odin, Thor oder Freyja nicht unfehlbar, aber stets heroisch handeln.

Auch Frauen hatten eine bedeutende Rolle: Sie führten Höfe, waren Händlerinnen und in seltenen Fällen sogar Schildmaiden – Kriegerinnen, die in Sagas wie der von Lagertha verewigt wurden.

Häufige Missverständnisse: Keine gehörnten Helme!

Einer der größten Mythen über die Wikinger betrifft ihre Helme: Sie trugen keine Hörner. Dieses Bild stammt aus romantischen Opern des 19. Jahrhunderts, besonders aus Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“. Tatsächlich waren die Helme der Wikinger schlicht und funktional – schließlich wäre ein gehörnter Helm im Kampf eher hinderlich.

Ein weiteres Missverständnis ist, dass Wikinger ausschließlich gewalttätige Barbaren waren. Natürlich gab es Raubzüge, aber sie waren auch hervorragende Händler, Diplomaten und Schiffsbauer. Sie gründeten Städte wie Dublin, beeinflussten das Rechtssystem Englands und trieben Handel mit dem Byzantinischen Reich und den Arabern.

Überraschende Fakten über die Wikinger

  1. Demokratische Strukturen: Die Wikinger hatten lokale Versammlungen, sogenannte „Things“, bei denen freie Männer über Gesetze und Konflikte entschieden – eine frühe Form von Demokratie.

  2. Körperpflege: Wikinger waren deutlich hygienischer als ihre Zeitgenossen. Kämme, Pinzetten und sogar Ohrenreiniger wurden in Gräbern gefunden.

  3. Runen als Magie: Die Runenschrift diente nicht nur der Kommunikation, sondern auch der Magie. Runen galten als Träger von Macht, etwa zur Heilung, zum Schutz oder zur Weissagung.

  4. Reisen nach Amerika: Lange vor Kolumbus erreichten die Wikinger unter Leif Eriksson um das Jahr 1000 n. Chr. die Küste Nordamerikas – das „Vinland“, vermutlich Neufundland.

 

Der Einfluss der Wikinger auf die Welt

Die Wikinger veränderten die Welt – militärisch, politisch und kulturell. Ihre Siedlungen auf den Britischen Inseln, in der Normandie, in Russland und bis hin nach Konstantinopel hinterließen bleibende Spuren. Die Normannen – direkte Nachfahren der Wikinger – spielten später eine zentrale Rolle in der europäischen Geschichte, etwa bei der Eroberung Englands 1066.

Auch sprachlich lebt ihr Einfluss fort: Viele englische Wörter – wie sky, window, egg, knife oder husband – stammen aus dem Altnordischen.

Die Wikinger in der heutigen Zeit

Heute sind die Wikinger Teil der Popkultur, in Serien wie Vikings oder The Last Kingdom, in Videospielen wie Assassin’s Creed: Valhalla oder in Musik und Mode. Doch darüber hinaus erleben wir auch eine Renaissance echter Wikingerkultur: In Living-History-Gruppen, Reenactments, Runenworkshops und modernen Interpretationen nordischer Spiritualität.

Zahlreiche Menschen interessieren sich heute wieder für die alten Götter, die Runenmagie und das Weltbild der Wikinger – Yggdrasil, die neun Welten, der Weg nach Walhall.

Auch im Handwerk, in der Mode und in der Körperkunst (wie Tattoos) zeigen sich nordische Motive in immer mehr Lebensbereichen. Wikinger sein heute heißt nicht rauben, sondern erinnern. Nicht zerstören, sondern gestalten.

Das Erbe der Nordmänner lebt weiter

Die Wikinger waren nicht nur Krieger, sondern Gestalter einer neuen Welt. Ihr Geist lebt weiter in den Geschichten, Artefakten und kulturellen Spuren, die sie hinterließen – von Island bis Istanbul. Ihre Geschichte ist kein Kapitel der Vergangenheit, sondern ein fortwährendes Echo in der Gegenwart.

Ob als Händler, Entdecker, Gesetzgeber oder Dichter – die Wikinger waren weit mehr als nur Axt und Langschiff. Sie waren Menschen mit Idealen, Träumen und einem unauslöschlichen Drang, die Grenzen der Welt zu sprengen.

Ähnliche Beiträge

Odin - Der Allvater

Die Herkunft des Allvaters Odin, im Altnordischen Óðinn, ist der höchste Gott im Pantheon der nordischen Mythologie. Sein Name leitet sich vom altnordischen Wort óðr ab, was sowohl „Wut“, „Inspiration“ als auch „Ekstase“ bedeuten kann – ein Hinweis auf seine komplexe Natur als Kriegsgott, Schöpfer und Wissenssuchender. Er ist der Sohn des Urriesen Borr und der Jötunn (Riesin) Bestla. Gemeinsam...