
Odin - Der Allvater
Die Herkunft des Allvaters
Odin, im Altnordischen Óðinn, ist der höchste Gott im Pantheon der nordischen Mythologie. Sein Name leitet sich vom altnordischen Wort óðr ab, was sowohl „Wut“, „Inspiration“ als auch „Ekstase“ bedeuten kann – ein Hinweis auf seine komplexe Natur als Kriegsgott, Schöpfer und Wissenssuchender. Er ist der Sohn des Urriesen Borr und der Jötunn (Riesin) Bestla. Gemeinsam mit seinen Brüdern Vili und Vé erschuf er die Welt aus dem Körper des ersten Wesens, Ymir.
Odins viele Namen – Ein Gott, viele Gesichter
Odin ist der Gott mit den tausend Gesichtern. In den Eddas wird er unter mehr als 200 verschiedenen Namen genannt – jeder davon trägt eine besondere Bedeutung oder verweist auf eine seiner zahlreichen Rollen. Einige der bekanntesten Namen sind:
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Allvater (Alföðr) – Vater aller Götter und Menschen
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Grimnir – Der Maskierte
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Gagnráðr – Der Ratspender
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Yggr – Der Schreckliche
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Valföðr – Vater der Gefallenen (Vater der Einherjer)
Diese Vielzahl an Namen spiegelt nicht nur seine göttliche Allgegenwart wider, sondern auch seinen tiefen Einfluss auf verschiedene Aspekte der Welt – vom Krieg bis zur Dichtung, von der Magie bis zur Weisheit.
Die großen Taten Odins
Odin ist ein Gott der Tat und der Opfer. Seine bekannteste Geschichte ist wohl sein selbstauferlegtes Leiden am Weltenbaum Yggdrasil, wo er neun Nächte lang hing – verwundet durch seinen eigenen Speer Gungnir, ohne Nahrung oder Wasser – um das Wissen der Runen zu erlangen. Dies war das ultimative Opfer für göttliche Erkenntnis.
Ein weiteres Opfer brachte er, als er sein Auge in den Brunnen Mímisbrunnr warf, um einen Schluck von der Quelle der Weisheit zu erhalten. Odin scheute keine Qual, um seinem Streben nach Wissen und Macht zu folgen.
Auch in der Schlacht ist Odin präsent – als Anführer der Einherjer, jener gefallenen Krieger, die in Walhall auf den Ragnarök, den Weltenuntergang, vorbereitet werden. Er reitet auf dem achtbeinigen Pferd Sleipnir, das selbst aus göttlichem Ursprung stammt.
Einfluss auf die deutsche und germanische Geschichte
Odin war nicht nur ein Mythos der nordischen Länder. Auch die kontinentalen Germanen kannten ihn – unter dem Namen Wodan oder Wotan. Im Althochdeutschen ist er als Wuotan überliefert. Die Ähnlichkeit zum englischen „Wednesday“ (Woden’s Day) ist kein Zufall: Auch im Deutschen wurde der Mittwoch ursprünglich mit Odin/Wodan assoziiert.
In germanischen Stämmen war Wodan der höchste Gott, besonders unter den Langobarden und den Sachsen. Seine Kriegsnatur und seine Gabe, mit Worten Macht zu entfalten, machten ihn zum idealen Patron für Häuptlinge, Druiden und Seher.
Orte, die Odin geweiht sind
Viele Orte im germanisch-nordischen Raum tragen Spuren von Odin:
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Odense in Dänemark – einst „Odins Vi“ („Heiligtum des Odin“) genannt
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Woden Hill in England – ein alter Kultplatz
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Gudenåen (Fluss in Dänemark) – möglicherweise nach einem Odin-Aspekt benannt
Auch Runensteine, Grabhügel und Kultstätten zeigen, dass Odin als Gott der Magie und des Krieges verehrt wurde. In Schweden gibt es zahlreiche archäologische Funde, die auf Odin-Kultzentren hinweisen.
Bräuche und Riten
Odin wurde in verschiedenen Ritualen angerufen, besonders in Zeiten des Krieges. Menschen opferten ihm Pferde und – in extremen Fällen – sogar Menschen, um seinen Segen zu erlangen. Die symbolische Hängung – ein Abbild seines Leidens an Yggdrasil – wurde als heiliges Ritual zur Verbindung mit der Anderswelt angesehen.
Der Julbrauch (heute Weihnachten), in dem Odin in seiner Rolle als Wilde Jagd-Anführer durch den Himmel zieht, wurde später christlich überformt. Seine Raben Hugin („Gedanke“) und Munin („Erinnerung“) flogen täglich über die Welt und berichteten ihm alles, was geschah – ein Bild für göttliche Allwissenheit, das auch in germanischen Dichtungen weiterlebt.
Spuren in der Sprache
Odin hat die Sprache der germanischen Völker tief geprägt. Das Konzept des Wutans (inspiriertes Reden, Ekstase) lebt in heutigen Worten wie „Wut“ oder „Wahn“. Auch Wörter wie „Runen“, „Weisheit“, „Zauber“ und „Vision“ tragen Spuren seines mythologischen Erbes.
In der nordischen Dichtung ist Odin der Schöpfer der Skaldendichtung, eine hohe Kunstform, in der Helden, Götter und Taten verherrlicht wurden. Er stahl den Dichtmet (Skáldskaparmjöðr), den Met der Inspiration, von den Riesen und machte ihn den Menschen zugänglich – eine weitere Gabe, die ihn als Kulturbringer auszeichnet.
Odin – Der ewige Wanderer zwischen den Welten
Odin ist nicht nur der König der Götter, sondern der Inbegriff des ewigen Suchenden, des weisen Königs, des furchtlosen Kriegers und des inspirierten Dichters. In seinem Wesen verbinden sich Magie, Wissen, Krieg, Opferbereitschaft und Vision. Seine Spuren finden sich nicht nur in Sagen und Liedern, sondern auch in unserer Geschichte, Sprache und Kultur.
In einer Welt, die von Vergänglichkeit und Kampf geprägt ist, bleibt Odin das Sinnbild für den, der trotz aller Opfer den Weg der Erkenntnis geht – mit einem Auge auf die Welt und dem anderen auf die Wahrheit gerichtet.
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